Hairy Stories
Haare. Sie sind ein körperliches Phänomen, das je nach kulturellem Kontext verschieden inszeniert und bewertet wird. Man kann auf jeden Fall sagen, dass Haare schon zu allen Zeiten und in allen Kulturen eine besondere Rolle eingenommen haben, da sie eines der wenigen Elemente unseres Körpers sind, die man bewusst beeinflussen und verändern kann.
Haare färben
“Blond” war schon immer eine beliebte Farbe und wurde womöglich von den Ägyptern erfunden. Bereits 4000 v. Chr. waren sie in der Lage, Chemikalien herzustellen, die als Bleichmittel verwendet werden konnten. Die Farben blau, grün und rotblond waren auch heiß begehrt. Die “Reichen und Schönen” bestäubten ihr Haar mit Goldpuder.
Im Römischen Reich waren blond und schwarz die absoluten Lieblingsfarben. Um die Farbe schwarz zu erlangen wurden verweste Blutegel für 60 Tage lang in luftdicht verschlossenen Gefäßen in Wein und Essig eingelegt und dann als Koloration verwendet.
Für blondes Haar war man etwas pragmatischer. Den germanischen Sklavinnen ließ man einfach die Haare abschneiden und diese zu schönen Perücken verarbeiten. Schon immer wollte man eben das haben, was in der eigenen Kultur selten bis gar nicht vorkommt.
Unbekanntes Sinnesorgan
An ihren Wurzeln sind Haare von feinen Nerven umgeben, die sie selbst zu kleinen Mini-Sinnesorganen machen. Haare reagieren auf Berührung. Daher können sich Tiere mit Schnurrhaaren auch so perfekt in der Dunkelheit orientieren. Und weil bei uns Menschen der ganze Körper von vielen kleinen Haaren überzogen ist, finden wir das Streicheln und gestreichelt werden so unglaublich schön.
Der menschliche Pelz
Insgesamt sind ca. 5 Millionen Haare über den gesamten Körper verteilt. Fast, denn an den Handflächen und Fußsohlen besitzen wir keine. Die meisten Haare unseres “Pelzes” sind so fein, dass sie kaum zu sehen sind. Dieses flaumige Vellushaar entwickelt sich während der Pubertät im Achsel- und Schambereich zum dicken Terminalhaar.
Project Bush
Glatt und seidig muss die Haut der Frauen sein. Es wird enthaart wo es nur geht. Vom kleinen Bartflaum bis runter zu den Zehen, alles würde dieses sinnliche, weibliche Bild unserer Kultur zerstören. Die in den 70ern propagierte Hippie-Bewegung von natürlicher Schönheit und üppiger Behaarung im Intimbereich wurde 2013 in England wieder aufgegriffen. Wachsen statt Waxen war das Motto, um gegen fragwürdige Zwänge und Vorschriften unserer Gesellschaft anzukämpfen.